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Meine berührende Indien-Reise (Teil 1)

Aktualisiert: 3. Aug. 2023

Im Juni diesen Jahres ging es für mich das erste Mal in meinem Leben nach Indien. Ich habe mich dazu entschieden, um das Wissen und die Philosophie der Yoga-, Meditations-, und Ayurveda-Lehre zu erwerben und in eine ganzheitliche Praxis zu gehen. Ich muss gestehen, dass ich ganz schön Respekt vor dieser Reise hatte, da die Urlaubsgeschichten von Bekannten bisher sehr divers waren. Mir war allerdings klar, dass ich nirgendwo sonst einen tiefgründigeren Einblick in diese Lehre bekommen würde, als dort, wo sie seit Jahrtausenden gelehrt und praktiziert wird.


Meine Reise beginnt in Delhi, von wo es direkt weiter nach Rishikesh geht - einen 70.000-Einwohner-großen Ort am Fuße des Himalaya-Gebirges, das durch seine vielen Tempel, Ashrams und natürlich zahlreiche Yoga-Zentren bekannt ist. Schon der Flughafen Dehradun fällt durch all die bunten Kunstwerke und Bilder von hinduistischen Symbolen und Gottheiten auf, so dass ich erst einmal gebannt stehenbleibe und all die Farben und kunstvollen Malereien auf mich wirken lasse. Ich atme durch und muss mir bewusst machen, auf welchem wunderschönen Fleckchen Erde ich gerade gelandet bin.



Per Taxi geht es zu unserem ersten Stop im oberen Teil von Rishikesh: Ein sehr charmantes Home-Stay, dass sich Golden Healing Journeys nennt - ein passender Auftakt für unseren 50-Hours-Yoga-Teacher-Training-Course. Das Home-Stay gehört Madhav, der uns herzerwärmend freundlich mit frisch aufgebrühtem Tee aus dem Himalaya-Gebirge willkommen heißt und uns mit wunderbaren Insights über Rishikesh versorgt. Uns wird ein sehr leckeres, lokales, liebevoll zubereitetes Abendessen serviert, zu dem uns Madhav Gesellschaft leistet.


Danach zeigt er uns noch ein wenig die Stadt und lädt uns zum Eis in einem der bunten Lokale unterhalb der Hauptstraße ein. Er erzählt uns, wie er vor vielen Jahren überarbeitet und müde vom Reisen in Rishikesh gelandet ist und eigentlich nur 3 Monate bleiben wollte. Er begann an diesem Ort zu meditieren und seine Lebensweise ayurvedisch auszurichten. Ayurveda (bedeutet aus dem Sanskrit übersetzt "Wissen vom Leben") ist eine traditionelle indische Heilkunst, die Körper, Geist und Seele einbezieht. Er passte seine Ernährung an und wurde Vegetarier, entschleunigte sein Leben, praktizierte regelmäßig Yoga und Meditation und verkaufte das meiste von seinem Besitz, um das erste Apartment für die Verwirklichung seines Traumes zu erwerben: Ein Ort, an dem sich Besucher und Reisende aus aller Welt zu hause und familiär willkommen fühlen können. Und das ist ihm gelungen, denn nach und nach konnte er weitere Apartments erwerben, um mehr Menschen die Möglichkeit geben zu können, diese besondere Stadt möglichst lokal und authentisch kennenzulernen.


Seine Geschichte inspiriert und berührt mich, denn durch seine eigene Entschleunigung und Anpassung seiner Lebensweise (er steht bspw. jeden Morgen vor 5 Uhr auf, um die Stille der Stadt für seine Meditation zu nutzen) hat er mehr Erfüllung und Erfolge verzeichnen dürfen, als er sich vorher jemals erträumt hätte.


Die erste Nacht ist aufgrund der Aufregung über all das Neu-Erlebte kurz, aber ausreichend. Am nächsten Morgen gönnen wir uns noch vor dem Frühstück eine reinigende und entspannende Ayurveda-Massage, die uns für die anstehende Yoga-Praxis vorbereiten soll. Madhav fährt uns netterweise direkt selbst zu unserem Yoga-Zentrum, das etwas weiter oben von all dem Trubel und dem Straßenlärm auf einer Anhöhe liegt. Wir bedanken und umarmen uns herzlich und wissen gleichzeitig, dass wir uns wiedersehen werden.


Wir laufen zu dem kleinen Empfangshäuschen des Yoga-Zentrums "Yoga Vidya Mandiram", wo wir erneut sehr herzlich begrüßt und eingecheckt werden, obwohl wir durch den Verkehr zu spät kommen und leider die Anfangszeremonie verpassen. Wir dürfen direkt in einen der fröhlichen, klaren und minimalistisch gehaltenen Kursräume gehen und uns der Begrüßungsmeditation anschließen. Wir sitzen auf einer dreifach-gefalteten Decke, dessen klare Falttechnik wir für die Meditation noch lernen sollten, mit ca. 20 anderen KursteilnehmerInnen in einem Kreis, schließen die Augen, atmen tief und bewusst ein und aus und werden von Sukhmeet, dem Meditationslehrer, angeleitet. In diesem Moment spüre ich alles auf einmal: die Präsenz all der anderen, lernwilligen und committeten TeilnehmerInnen, die Stille aber auch gleichzeitig die Geräusche der Flora und Fauna der nordindischen Natur wie das Zirpen der Grillen, ab und zu ein Muhen der dort freilaufenden Kühe oder andere exotische Laute, die ich nicht zuordnen kann, meinen Herzschlag von meiner inneren Aufregung über all die neuen Eindrücke, meine tiefen Atemzüge, die mich gleichzeitig beruhigen und die sanfte Stimme des Meditationslehrers, die mich direkt im Herzen berührt.


Ich weiß, dass ich genau hier und jetzt an diesem Ort genau richtig bin.




Die nächsten Tage laufen mit einem straffen Zeitplan ab, denn, wenn man sich für den Yoga-Teacher-Training-Course entscheidet, sind Disziplin, Durchhaltevermögen und klares Commitment für die Praxis gefordert. Mich hat es zutiefst beeindruckt, wie klar und strikt alle TeilnehmerInnen an diesen Kurs herangegangen sind. Die Integrität der Lehrer überträgt sich auf die Schüler und schafft damit einen sehr besonderen Raum, in dem es nicht um den Einzelnen als solches geht, sondern um die Yoga-Praxis und die Botschaft an sich. Normalerweise dauert diese Ausbildung 200 Stunden, die in 22 Tagen absolviert werden. Danach dürfen sich die TeilnehmerInnen mit erfolgreicher Abschlussprüfung Yoga-LehrerIn nennen. Ich habe mich für die kurze Version von 50 Stunden entschieden, um in die Praxis, die Philosophie und den Ablauf hineinschnuppern zu können und danach zu entscheiden, ob ich die vollumfängliche Ausbildung machen möchte. Heute kann ich sagen, dass ich das Gefühl habe, erst an der Oberfläche gekratzt zu haben, da dieses Wissen so tief geht und so ganzheitlich ist, dass ich mein gesamtes restliches Leben mit dem Studium der Yoga-Lehre (aus dem Sanskrit: "Vereinigung von Körper und Geist") verbringen könnte.


Der Stundenplan sieht wie folgt aus:


5:30: Aufstehen. Für mich als Nicht-Frühaufsteherin ist das schon herausfordernd, aber auch wunderschön, die Stille des Morgens mitzuerleben und mit dem Sonnenaufgang aufzustehen.

6:15: Gemeinsames Mantra singen. Natürlich findet dies in Sanskrit statt, was oft zu kleinen Lachanfällen führt, wenn wir die Aussprache nicht hinbekommen. Wir geloben jeden Morgen Besserung und zum Ende unseres Aufenthaltes klingt es schon ganz passabel. Es sind uralte Schriften, die Heilig-Meditierenden während ihrer jahrelangen Meditationen vor Tausenden von Jahren erschienen sind, die wir hier singen. Man spürt die Ohm-Vibrationen im Körper und hat das Gefühl, dass der ganze Raum bebt. Danach sind wir wach.

6:30: Ashtanga-Yoga mit Ankit, der uns jeden Morgen neue Asanas beibringt (=festgelegte Übungsabfolgen, die erst langsam und meditativ ausgeführt werden, danach schneller aber immer achtsam mit dem Körper verbunden). Ankit strahlt uns motivierend an, ist allerdings auch sehr streng (wie eigentlich alle Lehrer), aber nimmt sich viel Zeit zum Korrigieren. Ich bin froh, dass ich bereits einige Jahre Yoga-Praxis hinter mir habe - und doch sind so viele neue Asanas und Übungen dabei, dass ich mich teilweise wie eine Anfängerin fühle. Es ist herausfordernd und braucht Kraft und Präzision - und das Alles noch zu einer ungewohnten Uhrzeit. Ich spüre den langen Flug und die kurzen Nächte in den Knochen und muss mich ziemlich anstrengen, um mitzuhalten.

8:00: Pranayama mit Anuradha. Sie bringt uns liebevoll und geduldig bei, was Pranayma bedeutet (aus dem Sanskrit übersetzt "Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen"), und wie es wirkt, bevor wir in die Praxis übergehen. Es wird deutlich, dass wir durch diese Praxis nicht nur unsere Lungen trainieren und ausweiten, sondern damit auch mehr Prana (= "Lebensenergie und Vitalität") in uns aufnehmen. Nach fast 1 Stunde vertiefter und bewusster Atmung fühle ich mich nicht nur wach, sondern auch energetisiert und aufgeladen. Die Meditation im Anschluss ist unglaublich klar, still, präsent - in tiefer Verbundenheit mit dem Körper und Geist. Sämtliche Gedanken haben durch die vorangegangene Yoga- und Pranayama-Praxis Pause, so dass es viel leichter fällt, sich auf die Meditation zu konzentrieren.



9:00: Frühstück. Das Frühstück ist selbstverständlich vegetarisch und lokal, bestehend aus Früchten, Porridge, leicht gewürztem gekochten Gemüse oder Suppe. Das Highlight ist der frisch gekochte Chai Tee. Es ist schwer für mich, auf Kaffee zu verzichten, aber Koffein (in größeren Mengen, denn Chai Tee enthält natürlich auch Koffein - allerdings nur 1/3 soviel wie Kaffee), Zucker, Fleisch sind in der ayurvedischen Lebensweise tabu, weil sie den Körper zu sehr mit der Verarbeitung dieser Stoffe beschäftigen. Mit dem Verzicht auf solche schwer verdaulichen Lebensmittel kann auch die Energie im Körper viel klarer gebündelt werden. Die Mahlzeiten werden in dem schönen, mit Holz vertäfelten Speiseraum eingenommen - auf Matten und an flachen Holztischen sitzend. Sie sind eine schöne Gelegenheit, sich mit den anderen Yogi-SchülerInnen auszutauschen, die aus der ganzen Welt angereist sind: Matt aus Neuseeland, Nasreen aus Südafrika, Irina aus Portugal, Ciara aus Irland, Carol aus Belgien, Karen aus Californien, USA, und viele mehr. Die wunderbare Offenheit und das gemeinsame Interesse an der Vertiefung der Yoga-Praxis sowie der Suche nach der (inneren) Weisheit gibt uns sofort ein warmes Gefühl der Verbundenheit. Die Gespräche sind tiefgehend, ehrlich, authentisch, berührend.


Und wieder spüre ich, dass ich genau zu diesem Zeitpunkt, mit diesen Menschen an diesem Ort genau richtig bin. Ich bin noch immer dankbar über die Begegnungen und Freundschaften, die sich aus dieser Zeit ergeben haben.


Die weiteren Eindrücke und Unterrichtsstunden beschreibe ich im 2. Teil meiner kleinen Indien-Blog-Reihe:


10:00: Yoga-Philosophie mit Sandeep

11:00: Yoga-Anatomie mit Harshikha

12:00: Karma-Yoga

12:30: Lunch

bis 16:30: Self-Study Time

16:30: Hatha-Yoga mit Shivam

18:00: Meditation mit Sukhmeet

19:00: Dinner

21:00: Schlafen gehen


Vor allem erzähle ich im zweiten Teil auch von unseren abenteuerlichen Trip in die Landgegend außerhalb von Rishikesh am heiligen Ganges. Ich freue mich, wenn du mir auch dabei folgen möchtest.


Be Your Mindful Self.


Katharina Ogilvie




Genanntes Yoga-Zentrum in Rishikesh:



Genanntes Home-Stay in Rishikesh:



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